Während der Winterferien haben wir jeden Samstag (einschließlich dem 21. Dezember, dem 28. Dezember und dem 4. Januar) von 9.30 Uhr bis 19.30 Uhr geöffnet und bieten um 11 Uhr eine kostenlose Führung an.

Sammlung

PRATCHAYA PHINTHONG

Untitled, 2010

 

 

Pratchaya Phinthong ist ein thailändischer Künstler, der mit der für Konzeptkunst typischen Prozesshaftigkeit arbeitet und sozio-ökonomische Dynamiken in Gemeinschaften und Produktionsketten untersucht. In dieser Arbeit wurde das Logo des Leinwandherstellers Renaissance von Hand aufgemalt und die Leinwand anschließend wieder mit einer Nylonfolie überzogen, um die handwerkliche Herstellung eines Bildes zu verschleiern, das normalerweise industriell gedruckt wird. Mit dieser Geste hinterfragt der Künstler Konzepte wie Serialität und Einzigartigkeit, Original und Kopie, Projekt und Residuum. Das Werk ist Teil einer Gruppe von Leinwänden unterschiedlicher Größe und Datierung, in denen die serielle Reproduktion desselben Musters durch die einzigartige malerische Geste entsteht.

 

 

 

 

MARCEL BROODTHAERS

La Soupe de Daguerre,1975

Ed. of 60

 

 

Das Werk besteht aus einer Serie von kleinen Fotografien. Diese zeigen Zutaten für die Zubereitung einer Suppe, die nach dem Erfinder der Daguerreotypie – der ersten Fotografie – Monsieur Daguerre benannt ist. Wie in vielen seiner Werke verbindet Broodthaers auch hier ikonografische Elemente mit sprachlichen Definitionen, wobei er deren logische Zuordnung ironisch aufbricht. Die Suppe, um die es geht, ist das Ergebnis der Kombination einer Reihe von Elementen, die in den Fotografien wiedergegeben werden, so wie die Fotografie das Ergebnis der Kombination einer Reihe von Elementen und chemischen Prozessen ist. Die taxonomische Darstellung der Zutaten ist funktional für die vermeintliche Wissenschaftlichkeit des Spiels der Darstellung und der Methoden der fotografischen Reproduktion.

 

 

 

 

DENNIS OPPENHEIM

Reading Position for Second Degree Burn, 1970 

 

 

In diesem Werk stellt die Künstlerin in einer fotografischen Sequenz die Auswirkungen einer längeren Sonneneinstrahlung auf ihren eigenen Körper dar, der teilweise von einem aufgeschlagenen Buch bedeckt ist, so dass die fehlende Bräune auf der im Schatten gelgenen Haut zu sehen ist. Bei dem Buch handelt es sich um ein Werk über militärische Taktiken aus den Jahren des Vietnamkonflikts. Die Künstlerin verweist damit auf die Schäden, die der Krieg am menschlichen Körper anrichtet, wie das berüchtigte Foto des Napalm-Mädchens von 1972 unmissverständlich und erschreckend zeigt, das zu einem ikonischen Bild dieser traurigen Seite der Geschichte wurde. Der performative Ansatz wird mit einer trockenen und dokumentarischen Formalisierung und einer aseptischen Sprache kombiniert, in der jede in der Bildunterschrift aufgeführte Information als wissenschaftliche Tatsache wiedergegeben wird.

 

 

 

 

WALLACE BERMAN

Untitled (TV), 1964

 

 

Wallace Berman war in der kalifornischen Beat-Generation aktiv und begann Anfang der 1960er Jahre, seine Collagen mit einer Kodak Verifax Maschine herzustellen. Es handelt sich um Werke, die mit einer Reproduktionstechnik aus der Zeit vor der Fotokopie hergestellt wurden und sich durch Sepiatöne auszeichnen, mit denen der Künstler im Laufe der Jahre mit Farbtönen und Texturen experimentiert hat. Das ikonische Bild seiner Produktion ist ein kleines Transistorradio, in das er Elemente aus Büchern, Zeitungen und Zeitschriften eingefügt hat. Das ausgestellte Werk ist eines von nur zwei, die mit der Reproduktion eines Fernsehers – anstelle des Radios – hergestellt wurden, in dessen Inneren das Bild eines weiblichen Aktes eingefügt ist, auf dem sich das magische Quadrat des Sator befindet, eine alte lateinische Palindrom-Inschrift, deren Bedeutung bis heute ungewiss ist.

 

 

CAROL RAMA

Luogo e segni, 1975

 

 

Carol Ramas Werk ist eine Assemblage von Elementen auf einem Cabrio-Verdeck, das wie eine Leinwand auf einen Rahmen gespannt ist. Die Fahrradschläuche, eine Erinnerung an die Karosseriewerkstatt ihres Vaters, der auch ein besonderes Fahrradmodell herstellte, sind wie Flicken auf den ebenfalls industriellen Träger geklebt. Ausrangierte Dinge und Objekte der „Erinnerung“ bevölkern das ikonografische Universum dieser Künstlerin, die ihre Kunst als eine Form der Erlösung, fast als eine Heilung von Neurosen und Obsessionen erlebt hat, die zur Schaffung einer persönlichen Mythologie beigetragen haben. Dieses Werk war die letzte große Leinwand, die das Haus von Rama vor ihrem Tod verließ, und ist auf zahlreichen Fotografien des Haus-Ateliers zu sehen, das heute vom Denkmalamt der Stadt Turin als historisch-künstlerisches Erbe geschützt ist.

 

 

ROBERT BARRY

Untitled, 1967

 

 

Robert Barry – geboren 1936 in New York – lebt und arbeitet derzeit in New Jersey. Zusammen mit Lawrence Weiner, Joseph Kosuth und Douglas Huebler gehört Barry zur ersten Generation von Konzeptkünstler*innen. Seit Mitte der 1960er Jahre erforscht er die Grenzen der Greifbarkeit und Sichtbarkeit eines Kunstwerkes und hinterfragt dessen Präsenz in Zeit und Raum. Diese Überlegungen zur Entmaterialisierung des Werkes fanden 1969 ihren Höhepunkt, als drei Galerien, in denen seine Ausstellungen stattfinden sollten, auf Wunsch des Künstlers ihre Schließung ankündigten. Während er in seinen frühen Werken nahezu immaterielle Mittel (Ultraschall, Magnetismus, Telepathie) einsetzte, bediente sich Barry auch traditioneller Techniken wie der Malerei und der Fotografie.

Bekannt sind vor allem seine Installationen mit Wörtern, die Barry in Großbuchstaben direkt auf Wände oder verschiedene Oberflächen druckt, um eine Erzählung zu schaffen und zur Kontemplation anzuregen.

Nach seinem Kunstabschluss am Hunter College in New York im Jahr 1963 beginnt Barry seine Karriere als Maler. Wie die meisten Künstler seiner Generation lehnte er jedoch die für den Abstrakten Expressionismus und den Minimalismus typische Monumentalität ab und wandte sich gegen eine traditionelle Auffassung des Kunstobjekts. Im Jahr 1967, dem Entstehungsjahr des hier ausgestellten Gemäldes, widmete sich Barry der Demontage der traditionellen Malerei und realisierte diffuse und fragmentarische monochrome Bilder, die oft als Reaktion auf den physischen Raum an die Wand gebracht wurden, anstatt zu versuchen, diesen in die Grenzen eines Rahmens einzuschließen. „Ich erkannte einfach, dass der Raum um das Bild herum interessant ist.“

Von diesem Moment an beschäftigt sich Barry mit den Beziehungen zwischen Oberfläche, Raum und Volumen, zwischen positiven und negativen, anwesenden und abwesenden Formen und der Form der Leere, die von Betrachter*innen vervollständigt wird, wobei er stets versucht, das Kunstobjekt auf seine minimale materielle Belastung zu reduzieren. Bei dem hier gezeigten Werk hat der Künstler die rohe Leinwand frei gelassen und zwei einzelne Streifen in einem hellen Ocker an die äußeren vertikalen Ränder des Bildes gemalt. Das Werk bezieht sich also auf seinen Kontext, geht über die physischen Grenzen von Leinwand und Rahmen hinaus und nimmt den Raum ein, in dem die Besucher*innen physisch anwesend sind.

ROBERT BARRY

Beyond, Instead, Possible…, 2012

 

 

Die Antonio Dalle Nogare Stiftung zeigt in ihren Räumlichkeiten die eigens für die Location konzipierte Installation  „Beyond, Instead, Possible…” des US-amerikanischen Künstlers Robert Barry. Nach zwei Besuchen des Künstlers und des Galeristen Massimo Minini wurde diese Arbeit 2012 für die Glasfronten der Bibliothek, welche sich damals noch im Bau befand, realisiert.

Robert Barry gilt als einer der Gründer der amerikanischen Konzeptkunst. In diesem Werk verwendet der Künstler einen Pool von ca. 200 Wörtern, die auf Mauern, Leinwänden, Fenstern, Projektionen oder Skulpturen installiert werden können. Die Auswahl der Wörter erfolgt je nach den Eigenheiten der Orte, Kontexte oder Situationen, für die das Werk realisiert wurde.

Die Installation “Beyond, Instead, Possible…” geht aus dem direkten Austausch zwischen Antonio Dalle Nogare und Robert Barry hervor und ist maßgeblich von der das Haus umgebenden Naturlandschaft beeinflusst. Das Licht und die Natur verleihen der Installation von Stunde zu Stunde ein anderes Gesicht, so dass sie sich im ständigen Wandel befindet.

 

DAN GRAHAM

Bolzano Pavilion, 2016

 

 

Ein besonderer Schatz der Stiftung Fondazione Antonio Dalle Nogare ist die Installation des US-amerikanischen Künstlers Dan Graham. Das Werk besteht aus einem Pavillon aus reflektierendem Glas und Edelstahl, der nun im Garten der Bibliothek  aufgestellt ist. Die Seiten der Installation sind spiegelnd, so dass sie sich ständig je nach Bewegungen des Betrachters, den Lichtbedingungen und seiner jeweiligen Umgebung  verändert. Eine besondere Kraft schöpft dieser „Pavillon“ jedoch aus der  natürlichen und architektonischen Landschaft, in die das Werk eingebettet ist die es laufend reflektiert.

Dan Graham untersucht seit über 50 Jahren die Beziehungen zwischen architektonischen Umgebungen und ihren Bewohnern. Sein extrem diversifiziertes konzeptuelles Schaffen umfasst Installationen, Videos, Fotografien und Bücher. Seit den 70er Jahren widmet er sich der Realisierung architektonischer Pavillons aus Glas oder Spiegeln, die in der ganzen Welt ausgestellt sind. Viele von ihnen sind Teil bedeutender Sammlungen, wie etwas des Museum of Modern Art (New York), des Metropolitan Museum (New York) und vielen weiteren internationalen Museen.

 

 

 

 

HEIMO ZOBERNIG

Untitled, 1988

 

 

Heimo Zobernig bezieht Malerei, Architektur, Skulptur und Design in seine künstlerische Praxis ein und konzipiert seine Ausstellungsprojekte als ein Unikat, in das auch seine als künstlerische Mittel verstandenen Publikationen integriert sind. Die Malerei wird als Teil der Umgebung betrachtet, die Skulptur als Element der Malerei und die Malerei als Partizipation der Architektur, in einer kontinuierlichen Vermischung und Kombination der verschiedenen Sprachen, die immer mit dem Objekt, dem Zeichen, der Farbe beginnt. Im Bereich der Malerei hat er versucht, eine persönliche Synthese zwischen Postmoderne, Abstraktionismus und Konstruktivismus zu finden, indem er sich mit Farbtheorien und Materialexperimenten beschäftigte. Um das Thema der Monochromie zu behandeln, verwendet er in diesem Fall ein preiswertes und gewöhnliches Material wie Karton und eine industrielle Farbe wie Kunstharz. Der visuelle Effekt ist ein Gemälde, bei dem Textur, Farbe und Leuchtkraft durch die Besonderheiten der verwendeten Materialien bestimmt werden. Das Resultat ist ein Gemälde, das auch ein Objekt ist, eine Malerei, die Material ist, ein gewöhnliches außergewöhnliches Alltägliches.

 

 

 

MICHAEL KREBBER

Untitled, 1994

 

 

Michael Krebber (Köln, 1954) wird von vielen Künstlern der nachfolgenden Generationen als Referenz betrachtet, dank einer stetigen Forschung, die darauf abzielt, die Konventionen und Grenzen des malerischen Mediums zu hinterfragen, welches der Künstler als einen Raum des Dialogs und eine Zone der Kontamination versteht, vielmehr als einen Prozess, der auf die Herstellung eines Gemäldes ausgerichtet ist.

Aufgewachsen in Köln, wo die malerische Praxis von Baselitz, Polke und Lupertz von sakralen Zügen durchdrungen war, verspürte Krebber das Bedürfnis, eine eigene expressive Chiffre zu finden, die die Malerei in den Bereich der Kontingenz, der Gewöhnlichkeit, zurückführt, bis zu dem Punkt, dass sie einen fast amateurhaften Charakter annimmt. “I’ve never really had any method except not having a method, which looks like a method”, in dieser Aussage lässt sich der Wunsch erkennen, die Malerei durch die Verwendung verschiedenster und gewöhnlicher Materialien zu praktizieren, und völlig unabhängig von der Vermittlung von Inhalten. Krebber nähert sich der Praxis der Malerei, ohne sich selbst zu ernst zu nehmen – eine ironische Duchamp’sche Lektion – und findet dennoch in dieser „Loslösung“ eine Legitimation innerhalb des Kunstdiskurses, jenes Diskurses, den die Kunst seit einigen Jahrzehnten über sich selbst führt und den wir gewöhnlich als Konzeptkunst definieren.

Die Malerei wird vom Künstler fast als eine Art Performance verstanden, die sich als ein „System des Zögerns, in dem sich gegensätzliche Kräfte gleichzeitig ermutigen und behindern“, manifestiert.

Krebbers unvollendete Ästhetik ist jedoch nicht das Ergebnis eines Versuchs das Medium zu sabotieren, sondern vielmehr Ausdruck eines präzisen Willens, den Diskurs über die Leinwand und den traditionell der Malerei zugeschriebenen Raum hinaus zu erweitern.

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