Ion Grigorescu

Über den Künstler

Ion Grigorescu, 1945 in Bukarest geboren und ausgebildeter Maler, gehört zu einer Generation rumänischer Konzeptkünstler, die während der finsteren Jahre des Ceausescu-Regimes im Untergrund arbeiten. Der Diktator beauftragte »offizielle« Staatskünstler*innen damit, opulente ikonische Statuen zur Selbstverherrlichung zu formen, die in Paraden durch die Straßen Rumäniens getragen werden sollten. Er ließ unzählige Privathäuser von Bürger*innen abreißen, um seinen Privatpalast, den Volkspalast, zu bauen. In den 1970er- und 1980er-Jahren ist die Kunst in Rumänien, wie in allen Ländern des Sowjetblocks, im Allgemeinen eine materielle Verherrlichung der jeweiligen Führer. Künstler wie Grigorescu, die sich nicht dem Diktat der Regierung unterwerfen, feiern mit der Immaterialität ihrer Kunst die Verweigerung der Unterwerfung ihrer Werke unter die Propaganda. Die nicht vermarktbare,unkommerzielle Natur ihrer Arbeiten ist ebenfalls ein konstitutiver Aspekt dieser subtilen revolutionären Poetik.

Künstler wie Grigorescu praktizieren ihre Kunst in jener Zeit oft heimlich, etwa durch Formen der Überschreitung, die sich in den Falten scheinbar banaler und alltäglicher Handlungen verbergen, jedoch im Hintergrund deutliche Elemente einer soziopolitischen Kritik an den Unterdrückungsregimen, in denen sie zu leben gezwungen sind, tragen. Grigorescus Werke, die in Opposition zum Regime entstehen, ziehen ihre Inspiration aus dem Leben des Künstlers, aus seinem Umfeld, seiner Umwelt, seiner Stadt Bukarest.

Masculin/Feminin

Ed. of 5 + 2 AP

1976

16 mm film

In Masculin ⁄ Feminin beobachtet er seinen eigenen nackten Körper in allen möglichen Positionen und hält dabei eine Kamera in der Hand. »Ich habe versucht, durch die Bewegung der Kamera über die Oberfläche des Körpers herauszufinden, welche Details dem Betrachter die Gewissheit geben, dass er einem Mann oder einer Frau gegenübersteht«.
In einem Spiegel verdoppelt, gestikuliert der Künstler und nimmt performative Posen vor seinem eigenen Spiegelbild ein. Er posiert auf seinem Schreibtisch oder auf dem Boden zwischen zwei Spiegeln in seinem Atelier und in seinen Wohnräumen. Zwischen diesen exzessiven Beobachtungen des eigenen Körpers tauchen zunehmend Ansichten von Bukarest auf, architektonische Details, die für ihn männliche oder weibliche Konnotationen haben: »Ich habe versucht, dem Betrachter zu helfen, indem ich ihm verschiedene architektonische Formen mit einem ausgeprägten weiblichen oder männlichen Aspekt zeigte. Zum Beispiel ein rundes, offenes Fenster, eine Veranda mit Glasdach oder die transparente Form einer Muschel.«