Mario Garcia Torres
Über den Künstler
Geboren 1975 in Monclova, Mexiko, beschreibt sich García Torres als Konzeptkünstler, der Werke über die Geschichte der Konzeptkunst schafft. Er verwendet verschiedene Medien – darunter Fotografie, Film, Performance und Drucksachen – um vergangene Werke anderer Künstler aufzugreifen oder darauf zu reagieren.
Wie er erklärt: „Meine Arbeit wird nicht wirklich zu einem Remake der konzeptionellen Geschichte, sondern eher zu einer zweiten Probe.“
Cover Letter
Ed. of 5 + 2 AP
2011
17 Farb-35-mm-Dias
Cover letter von Mario Garcia Torres besteht aus der Wiedergabe eines 35-mm-Films in Diaform, in dem der Künstler selbst einen Blumenstrauss zusammenstellt. Am unteren Rand jedes Bildes ist ein Stück des Briefes eingefügt, den er imaginär an die Kommission richtet, die den neuen Direktor der Kunsthalle Bern ernennen soll. Ein Cover letter ist das Schreiben, das man seinem Lebenslauf beifügt, wenn man sich um eine Stelle bewirbt. Der Künstler bewirbt sich für den Posten des Direktors im Namen seiner Erfahrungen, die er in seiner künstlerischen Praxis gesammelt hat und die ihn für die Bedeutung und die politischen Implikationen sensibilisiert haben, die der Art und Weise, wie Kunst produziert und ausgestellt wird, zugrunde liegen.
Wir haben es mit einem Werk zu tun, das über das Kunstsystem spricht, das der Künstler in Frage stellt, indem er bestimmte Momente der Geschichte der zeitgenössischen Kunst (Bas Jan Ader, Martha Rosler) neu interpretiert,um auf die sozialen Auswirkungen der Kulturpolitik der öffentlichen Museen aufmerksam zu machen. Als mexikanischer Künstler aus jenem südlichen Teil der Welt wird er aufgrund der stereotypen Vorurteile wohl eher mit der Tätigkeit eines Blumenhändlers als mit der eines Leiters einer angesehenen Kulturinstitution in Verbindung gebracht.
Der Künstler stellt sich poetisch und aufrichtig vor: «Ich habe immer über die Bedeutungen und politischen Implikationen nachgedacht, die hinter der Art, wie Kunst produziert und ausgestellt wird, stehen. Ich glaube, dass dieses Wissen grundlegend ist, um eine Institution wie die Kunsthalle Bern zu führen.»
Der Widerspruch zwischen dem bürgerlichen Symbol des Blumenstraußes und der Naivität eines jungen mexikanischen Künstlers, der für die Leitung einer großen europäischen Kulturinstitution kandidiert, hinterfragt die ungerechten Hierarchien des starren Kunstsystems.