Marcel Broodthaers
Über den Künstler
Broodthaers wurde 1924 in Brüssel geboren und widmete sich bis zu seinem vierzigsten Lebensjahr hauptsächlich der Poesie, bevor er sich der bildenden Kunst zuwandte. In den folgenden zwölf Jahren, bis zu seinem frühen Tod, bewahrte sein Werk eine poetische Qualität und einen feinen Sinn für Humor, der seine konzeptionelle Struktur ausbalancierte.
Broodthaers gilt als eine der komplexesten und vielseitigsten Künstlerpersönlichkeiten des 20. Jahrhunderts. Als einer der führenden Vertreter der Konzeptkunst untersuchte er kritisch nicht nur das Verhältnis zwischen Kunst, Sprache und Kommunikation, sondern auch die Mechanismen – einschließlich der wirtschaftlichen –, die Museen und das Kunstsystem bestimmen. Damit gilt er als einer der Begründer der sogenannten Institutional Critique. Broodthaers verstarb 1976 in Köln, Deutschland.
"Une Seconde d'Éternité" (D'après une idée de Charles Baudelaire)
1970
35mm-Film auf 16mm übertragen, Schwarz-Weiß, ohne Ton
Das Werk besteht aus einem Film, in dem der Künstler Bild für Bild, Zeichen für Zeichen, in den 24 Bildern, die eine Sekunde einer 16-mm-Projektion bilden, seine eigenen Initialen «M. B.» zusammensetzt.
Nachdem er die Regeln des Museums gebrochen hat, indem er ein beliebiges Objekt mit dem Abbild eines Adlers und der Aufschrift «ceci n’est pas un objet d’art» (dies ist kein Kunstobjekt) ausstellte, vollzieht er eine weitere verstörende Geste, indem er seine Initialen zum Gegenstand der ausgestellten filmischen Arbeit macht. Der Diskurs über die Aura, über die Autorenschaft, über die Natur der Autorität des Künstlers entfaltet sich entlang des Films, der den Spiegel im Wasser darstellt, in dem sich Narziss, das Alter Ego des Künstlers, reflektiert und «auflöst».